
„Prüfungsangst ist nicht das Problem, sondern die Lösung. Sie zeigt uns, wo wir noch nicht mit uns selbst im Reinen sind.“
Irmela Florin
Prüfungsangst
Viele Menschen kennen das Gefühl: monatelang gelernt, alles verstanden – und trotzdem versagt der Kopf, wenn es darauf ankommt. Plötzlich ist das Herzschlag schneller, der Atem flach, die Gedanken kreisen, und selbst das Einfachste scheint vergessen.
Prüfungsangst ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass unser inneres System unter Druck reagiert. Es zeigt, dass sich Emotion und Verstand nicht im Gleichgewicht befinden.
Der innere Konflikt zwischen Wissen und Gefühl
In Prüfungssituationen treffen zwei Welten aufeinander: das erlernte Wissen und das emotionale Erleben. Während der Verstand weiß, dass man vorbereitet ist, signalisiert das Gefühl Gefahr. Der Körper reagiert mit Stresssymptomen – Zittern, Schweiß, Herzklopfen – und blockiert genau die Fähigkeiten, die man eigentlich abrufen möchte.
Diese innere Diskrepanz entsteht, wenn alte Erfahrungen, Unsicherheiten oder Erwartungen unbewusst aktiviert werden. Der Kopf weiß: Ich kann das. Das Gefühl sagt: Ich darf nicht versagen. Solange dieser Widerspruch bestehen bleibt, bleibt die Angst ein ständiger Begleiter.
Der Schlüssel liegt im emotionalen Gleichgewicht
Prüfungsangst lässt sich nicht allein durch Wissen überwinden. Sie will verstanden werden. Denn erst, wenn wir erkennen, was uns innerlich unter Druck setzt, beginnt sich etwas zu verändern. In dem Moment, in dem wir die Angst nicht mehr bekämpfen, sondern begreifen, verliert sie ihre Macht. Wer seine Emotionen versteht, gewinnt Kontrolle – nicht über die Situation, sondern über sich selbst.
Diese innere Ruhe ist die Grundlage dafür, dass Wissen frei fließen kann. Sie verwandelt Anspannung in Konzentration und Nervosität in Fokus.
Vom Überleben zum Erleben
Wenn der innere Zustand klar und ruhig ist, beginnt der Körper anders zu reagieren.
Das Zittern weicht einem stabilen Atem, der Kopf wird frei, und das Selbstvertrauen wächst.
Prüfungen verlieren ihren bedrohlichen Charakter – sie werden zu einer Möglichkeit, das Gelernte zu zeigen, statt sich beweisen zu müssen. Wer diesen Zustand einmal erlebt hat, erkennt: Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch innere Klarheit.


